Eines der größten Hindernisse um mit Schülern (vor allem im Hauptschulbereich) mit Bildern zu arbeiten ist, dass die Schüler stehende Bilder nur noch als Illustration wahrnehmen. Daher stelle ich einige Möglichkeiten vor um Zugänge zu Bildern zu schaffen. Vermutlich ist das meiste nicht neu, aber eine Zusammenstellung halte ich dennoch für sinnvoll.
Anmerkung: woher die einzelnen Methoden stammen ist leider in den meisten Fällen nicht mehr nachvollziehbar.
Methoden der Bildbegegnung:
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Kurze Bildbetrachtung, Bild
verdecken und danach Beobachtungsaufgaben, die klarmachen, dass das Bild gar
nicht richtig gesehen wurde. (z.B. Massenszene, ein Bild mit vielen Details)
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Am OP eine „Vorfolie“
entwerfen, die auf das eigentliche Bild einstimmt, den „Rahmen“ für die
Bildbetrachtung liefert.
(z.B. Mahlbild von Sieger Köder)
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Einen S. das Bild beschreiben
lassen und die Klasse zeichnet das Bild nach. Ein weiterer S. beschreibt z.B.
Farben (z.B. ein Bild, das einfach aufgebaut ist)
¥ Ein Detail eines Bildes ergänzen lassen. Das Bild wird zerschnitten und ein Detail fotokopiert und von S. ergänzt (z.B. Klee: Beladene Kinder, Karikaturen)
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Perspektivische Annäherung an das
Bild mit verschiedenen Ausschnitten: z.B. Gesamtbild – Gesamtbild
„gezoomt“ – Details des Gesamtbildes. (Nur geeignet, wenn die Folie
kopierbar ist, da die Methode sonst sehr teuer kommt!) Oder: Perspektivische Annäherung
umgekehrt: Vom Detail zum Ganzen.
¥ Bei Impulsbildern Details verändern. Beispiel das Bild eines Mädchens vor einem Hitlerbildnis: Hitler herausschneiden ! Noch eine Anmerkung zu Impulsbildern: Ist das Bild vielleicht zu "schade" als Impulsbild und könnte ohne weiteres Hauptmedium der Stunde sein? Oft nehmen wir viel zu viele Medien in eine Stunde auf, die eher in eine Materialschlacht mündet, als der Sache und den Schülern gerecht zu werden.
Methoden zur Bilderschließung:
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Schrittweise Betrachtung des
Bildes.
Aufdecktechnik kann ermöglichen, dass sich S. wirklich mit Details
auseinandersetzen.
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Bearbeitung des Bild mit Hilfe von
Pfeilen (Blickrichtung, Bewegungsrichtung wird auf einer Deckfolie mit Pfeilen
eingetragen. Bei Marc Chagall’s Mose am Sinai entstehen zwei Bildzentren mit
dieser Technik. Wichtig eine solche Methode vorher ausprobieren!)
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Deckfolie mit Sprechblasen. Bei
Bildern mit mehreren Personen werden einzelnen Gedanken oder Aussagen
zugeordnet. Technisch ist dies bei einer A 5 Folie besser gewährleistet.
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„Fotografieren (mit Hilfe einer
Deckfolie Umrisszeichnungen von Gesichtern oder ganzen Figuren machen. Gut ist
es dabei einen Photorand in entsprechender Größe auf die Deckfolie zu
fotokopieren.)
¥ Bei Grafiken: Zerschneiden der Bildfolie und die Elemente neu gruppieren lassen (z.B. Grieshaber Holzschnitte sind dazu gut geeignet). Durch die Umgruppierung können ganz neue Aussagen entstehen. Diese Technik dann auch den S. für die Sicherung anbieten.
Methoden zur Vertiefung:
Das intensive Betrachten und die Erschließung eines Bildes setzt im Betrachter Prozesse in Gang, die einen Ausdruck brauchen. Es geht nicht nur sehr viel verloren, wenn dieser Teil fehlt, sondern die Schüler werden sich ihre Formen des Ausdrucks selbst suchen. Aber das kennen Sie sicher selbst.
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Ein Standbild zum Bild machen. S.
stellen das Bild als Standbild nach. Möglich wäre, dass dabei ein S. Bildhauer
ist, (der sich noch einen Assistenten sucht) und dann die anderen nach dem Bild
gruppiert. Diese Methode ist nicht bei jedem Bild geeignet. S. ihre „Rolle“
selbst auswählen lassen! (verfilmbar!)
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Ein Detail als Kopie in neue
Umgebung setzen (z.B. Maria am offenen Grab von Sieger Köder). Dazu wird ein
Detail, z.B. Hauptperson, wichtiges Detail, aussagekräftiger Hintergrund auf
ein Blatt kopiert und die S. schaffen eine neue Umgebung.
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Fortsetzungsbilder malen. Das Bild
zeigt meist eine Momentaufnahme. Wie geht es aber weiter? Was machen die
Personen nach diesem Moment. Sehr gut geeignet bei Bildern zu Jesus-Begegnungen
(Frau am Jakobsbrunnen, Heilung von Aussätzigen), Bildern, wo eine Person u.U.
ein emotionales Erlebnis hatte (Maria v. Magdala, Zuschauer bei der
Leidensgeschichte).
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Einen Comic erstellen lassen, der
die Geschichte hinter dem Bild zeigt. Dabei wird vorher mit den S. der mögliche
Rahmen für das Bildmotiv herausgearbeitet. Aufgabe der S. ist es dann in einem
Comic die ganze Geschichte zu zeigen. Sehr beliebt bei Jungen der 4.-7 Kl.,
der/die L. muss sich allerdings oft auf Ergebnisse einstellen, die überhaupt
nicht mit ihrer Vorstellung übereinstimmen. Dagegen sind diese Bilder tolle
Diskussionsgrundlagen und es kann für die S. ein sehr tiefgreifendes Erlebnis
sein, wenn er in seiner Provokation ernst genommen wird.
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Die Hauptelemente des Bildes als
Legebild reproduzieren. Dazu eignen sich Kett-Tücher, bunte Papierservietten,
Holzstücke (Würfel, Stäbe), Glassteine, Steine, Seidenblumen, u.U.
ausgeschnittene Umrisse eines oder
mehrer Bildelemente. (besonders gut geeignet sind Chagall, Hundertwasser, Sieger
Köder). Diese Methode geht allerdings über die Reproduktion weit hinaus,
weil mit anderem Material etwas Neues geschaffen wird. Allerdings muss die
Lehrkraft diese Methode unbedingt selbst vorher ausprobieren.
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Die Farben eines Bildes mit bunten
Tüchern nachempfinden. (Falls keine Ketttücher zur Hand, sind bunte
Papierservietten ein adäquater Ersatz). Gut geeignet für Chagall, Sieger Köder,
teilweise auch Paul Klee. Diese Methode klingt sehr platt, bringt jedoch eine
ganz neue Art der Auseinandersetzung mit dem Bild. Gerade Schüler die ungern
malen können hier ihre Erkenntnisse umsetzen. Aller Erfahrung nach bleibt es
nicht bei der farbigen Nachempfindung sondern führt zu einer aktiven
Auseinandersetzung mit dem Bild.
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Bei einer Grafik, die Umrisse des
Hauptelementes massiv nachfahren, damit ein plastischer Eindruck entsteht. (Gut
geeignet sind dazu Grafiken mit feiner Strichführung, Holzschnitte mit Einschränkungen).
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Sich selbst in das Bild malen,
z.B. bei Heilungsszenen von Sieger Köder, bei Habdank Holzschnitten. Dazu wird
entweder eine Umrisszeichnung erstellt oder eine Kopie, die so bearbeitet wird,
dass Platz für die eigene Darstellung geschaffen wird.
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Einen Bericht schreiben: z.B. Als
.......... war ich dabei. Ich stand ........ und habe gesehen. Mir ging es dabei
.............. Diese Methode
braucht aber bei den S. eine intensive Auseinandersetzung mit dem Bild. z.B.
Erste Stunde Textbegegnung, zweite Stunde Bildbegegnung und dann als Vertiefung
der Bericht. (In schwachen Klassen nicht als alleinige Vertiefungsmethode
anbieten!)
¥ Das Bild mit Klängen untermalen. Ähnlich wie bei einer Klangcollage wird zu den verschiedenen Bildelementen, Bildabschnitten eine einfache Melodie, ein Rhythmus, ein Sprechgesang erfunden. Dabei wird dann z.B. eine Folie konsekutiv aufgedeckt, oder nur die jeweiligen Element/ Abschnitte werden gezeigt. (Ein Tipp: Kann gut gefilmt werden und später von der Klasse angeschaut werden.)
Irmi Heindlmeier
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