Bausteine zur Textbegegnung und – bearbeitung
   

Mit Texten arbeiten wir doch im Religionsunterricht ständig – warum darüber eine Fortbildung. Vielleicht deshalb, weil wir viel mit Texten arbeiten, aber manchmal sehr enttäuscht sind vom Ergebnis. Dazu einige Grundregeln:

  1. Ein Text, der es wert ist, dass er im RU verwendet wird muss mindestens zweimal, besser dreimal gelesen werden (Das muss nicht langweilig sein: Lehrer liest, Schüler lesen still, Schüler hören mit geschlossenen Augen zu). Das zweite und dritte Lesen kann auch mit Beobachtungsaufträgen verbunden werden, jedoch erst nachdem der Text intensiv gelesen wurde, kann damit gearbeitet werden.

  2. Wie für ein Bild muss auch auf einen Text eingestimmt werden.

  3.  Nicht jede Geschichte muss gelesen werden, die meisten Schüler können sich von einer guten Lehrererzählung mehr merken als von einer durchschnittlichen Textarbeit.

  4. Die Länge der Texte wird unterschiedlich sein. Jedoch nicht mehr als eine A4 Seite, sonst kommt der Text nicht mehr "zu Wort" und das wollen wir doch.

 

 

Einen biblischen Text anhand von Satzstreifen präsentieren. 

L. erzählt zunächst den Inhalt der Perikope. Die Schüler erzählen nach. Er/Sie bietet dann ungeordnet die einzelnen Satzstreifen an. Das funktioniert natürlich nur bei kürzeren Texten, die eine klare Struktur aufweisen.  

Entweder wird das Puzzle im Klassenverband gelöst (vor allem bei ungünstigen Platzverhältnissen und bei großen Klassen, aber dann so groß dass es gut lesbar ist) oder es werden mehrere Sets Satzstreifen hergestellt und es wird in Gruppenarbeit gelöst.

Eine gute Methode zur Selbstkontrolle für die Schüler ist es, wenn auf die Rückseite des Puzzles ein Bild kopiert wird.

Geeignet sind hier allerdings nur Texte, die eine Handlung aufweisen, da hier die Lösung des Textpuzzles Sinn macht.

Beispiel:  Der Mann mit der verdorrten Hand, Zachäus, Der Gang nach Emmaus ...

 

Ausdrücken der Gefühle durch Farben oder Tastsäckchen

Nachdem der Text als Satzstreifen vorliegt werden die Gefühle (subjektiv) anhand von Farben ausgedrückt. Als Material kommen Papierservietten oder Tonpapier in allen Farben (auch schwarz) in Frage.

S. werden eingeladen die Farbe zu wählen, die sie zu einem der Sätze passend finden. Unterschiedliche Sichtweisen der Schüler (einer empfindet den Satz als schwarz, ein anderer als knallrot) sind als Gesprächsanreiz  unbedingt aufzugreifen, weil da hier wirkliche Auseinandersetzung mit dem Text passiert.

Ähnlich wird mit den Tastsäckchen vorgegangen. In den Säckchen sind verschiedene Gegenstände, z.B. unterschiedlich geformte Steine, Stoffe mit unterschiedlichen Oberflächen, Hölzer, Knöpfe .... Zu einzelnen Puzzleteilen werden nun Gegenstände gelegt und erklärt.

 

Legen der Kommunikationsstruktur mit Seilen oder Bändern

Diese Methode zeigt gut auf, wie die Personen zueinander stehen. Gelegentlich enthält das auch Zündstoff, wenn S. die Beziehungen unterschiedlich sehen.

Die einzelnen Gruppen oder Personen werden mit Wortkarten einer Farbe zugeordnet (z.B. gelb für Jesus, rot für die Pharisäer, blau für den Kranken). In der selben Farbe gibt es jeweils einen oder mehrere Seile. 

Anmerkung: Es gibt verschieden farbige Seile bei Schulausstattern, wesentlich billiger ist es jedoch sich „Kälberstricke“ bei BayWa oder ähnlichem zu besorgen und anzumalen. Klasse gehen auch Vorhangkordeln, wobei man bei diesen auf Sonderangebote angewiesen ist. Die Idee wurde gesehen bei Dr. Harriet Gandlau.

Die Schüler werden nun eingeladen mit Hilfe der Seile die Beziehungen in der Perikope zu zeigen.

 

Einen "Standpunkt" einnehmen

In Hauptschulklassen ist es oft schwierig bei Unterrichtsgesprächen eine Struktur zu finden. Bei Texten, die zu emotionalen Äußerungen anregen, wechseln zumindest meine Schüler die Standpunkte ohne sich dessen bewusst zu sein. Ich habe mit folgender Hilfestellung recht gute Erfahrungen gemacht. Sie kann auch als Vorbereitung zu einer Erzählung aus der Perspektive eines Charakters oder einer Randperson der Geschichte  gut eingesetzt werden. Es ist allerdings immer gut, wenn mehr Farben vorhanden sind, als geplant, denn manchmal kommen ganz erstaunliche Standpunkte dazu: In der Heilungsgeschichte vom Mann mit der gelähmten Hand, hat ein Schüler die Synagoge gewählt als Erzähler. Ihm ging es darum das Besondere an Jesu handeln zu erläutern (10. Klasse!)

Ähnlich wie bei den Seilen wird hier ein Farbcode eingeführt. (Bleiben wir bei unserem Beispiel:  gelb für Jesus, rot für die Pharisäer, blau für den Kranken). In den jeweiligen Farben gibt es nun ein Plakat mit Fußspuren (A 3 und laminiert, so kann es abgewischt werden). Wer zur Geschichte aus der Perspektive der Personen etwas sagen möchte, stellt sich auf die entsprechenden Fußspuren. 

In unserem Beispiel könnte es so aussehen:

rot: aus der Sicht der Pharisäer wird erklärt, warum das Handeln Jesu nicht akzeptabel ist.

blau: Der Kranke erzählt, wie er sich in der Geschichte gefühlt hat. 

 

Bausteine zur Sicherung / Vertiefung / Weiterführung bei Textarbeit       

Textpuzzle

Der bearbeitet Text wird zerschnitten und die S. legen und kleben ihn in der richtigen Reihenfolge in ihr Heft. Diese Methode macht zwischendurch viel Spaß, sollte jedoch nicht zu häufig eingesetzt werden.

Beispiele:             „Der Mann mit der verdorrten Hand“

                        „Die gekrümmte Frau“

                        „Die Frau am Jakobsbrunnen"

Lückentext

Der bearbeitet Bibeltext wird als Lückentext nochmals vorgelegt und die zentralen Begriffe sind als Lücken gestaltet. Diese Methode hat den Vorteil, dass sie nicht sehr aufwändig ist und der Lernerfolg recht gut abgelesen werden kann. 

Tipp: Solche Lückentexte können als mündliche Noten SchülerInnen mit schwächeren Leistungen recht hilfreich sein, da sie sich oft über einen kurzen Zeitraum relativ viel merken können.

Bibeltext perspektivisch erzählen

SchülerInnen erhalten den AA jeweils aus der Sicht einer der agierenden oder zuschauenden Gruppen oder Personen einen Text zu verfassen.

Beispiel  „Heilung der gekrümmten Frau am Sabbat“.

In der Heilungsgeschichte kommen verschiedene Personen vor. Wähle eine Person aus und erzähle die Geschichte aus der Sicht dieser Person. Beispiele:

·     Du bist einer der Pharisäer oder Schriftgelehrten. Du hast mitbekommen, dass Jesus sie am Sabbat geheilt hat. Erzähle aus deiner Sicht als Pharisäer von der Heilung.

o  d  e  r

·     Du bist die Tochter/ der Sohn dieser Frau. Jahrelang hast du gesehen, wie sich deine Mutter mit ihrer Behinderung abquälte und zur Außenseiterin geworden ist. Erzähle die Geschichte aus Sicht der Tochter / des Sohnes.

o d e r

·     Du bist einer der Synagogenbesucher. Du hast mitbekommen was passiert ist. Du kennst die Frau vom Sehen her. Bisher waren für dich alle Kranken und Behinderten „schuldig“. Schreibe die Geschichte aus der Sicht des Synagogenbesuchers.

Einen Comic zu einer Perikope erstellen                        

Es ist erstaunlich welch tolle Leistungen HauptschülerInnen bei dieser Methode bringen können, wenn sie so etwas gerne machen. Auf alle Fälle gute Arbeiten benoten und ausstellen ! Allerdings ist es ratsam diese Sicherungsmethode nicht als einzige Möglichkeit anzubieten.

Möglichkeit 1: Die ersten Bilder des Comics werden vorgegeben auf einem AA und die weiteren Bilder von den S. ergänzt.

Möglichkeit 2: Der Comic wird von einer Gruppe erarbeitet. Jeder S. wählt sich eine oder mehrere Szenen aus, die er darstellen möchte. Danach werden die Bilder entweder auf ein Plakat geklebt oder in Form einer Ziehharmonika  zusammengeklebt (gut geeignet ist dazu Abdeckband aus dem Baumarkt).

Möglichkeit 3: S. identifizieren zuerst darstellbare Szenen und gestalten diese dann graphisch.

Möglichkeit 4: Textbausteine für die Comics werden vorgegeben und S. gestalten dazu ihren Comic. (vor allem für schwächere S. geeignet, und Schüler, die eine unschöne Schrift haben)

Ein „Bild danach“ malen

Diese Methode geht über den Text hinaus. Sie bietet der Phantasie der SchülerInnen gute Möglichkeiten. Als alleiniges Angebot zur Sicherung sicher zu eng, da die S. dazu gerne malen müssen und manche S. den Misserfolg scheuen.

Beispiele für AA:

Male ein Bild, wie die / der Geheilte nach Hause kommt.

Male ein Bild, das zeigt, was passiert, wenn Jesus weggegangen ist.

  

Ein Gedicht weiter schreiben

Bei dieser Methode empfehlen sich Gedichte, die gleichmäßig strukturiert aufgebaut sind und vor allem in Schülern Assoziationen und Bilder wecken. Technisch funktioniert das Weiterschreiben am besten, wenn z.B. mit Wortkarten bereits Ideen an der Tafel gesammelt werden.

Beispiel:

Jemand stirbt,

und das ist,

wie wenn Schritte verstummen.

Aber wenn es ein kurzer Aufenthalt

vor einer neuen Reise wäre ?

Jemand stirbt,

und das ist,

wie wenn eine Türe zuschlägt.

Aber wenn es ein Tor wäre,

dahinter andere Landschaften sich auftun ?

Jemand stirbt,

und das ist,

wie wenn ……………………… ………………....................…………………

Aber wenn …………………… ………………………………… …………… …………………………………………………………………………………

Einen Text durch „Schwärzen“ verändern

Bei dieser Methode geht es darum den eigentlichen Gehalt oder die Wörter zu finden, auf die es ankommt. Die S. werden gebeten nur die wichtigen Worte stehen zu lassen und den Rest mit einem schwarzen Filzstift zu schwärzen. Viele Schüler tun sich erst einmal schwer sich darauf einzulassen und beginnen erst einmal mit Bleistift. Wenn sie erkennen, dass dabei wirklich etwas Neues entsteht, kommt der Filzer bei den meisten doch zum Einsatz.

Geeignet sind vor allem Texte, die in ihrer Komplexität schwer zu erfassen sind. Durch das Schwärzen des Textes außer den Kernwörtern entsteht eine kondensierte Version, die teilweise in sich schon ein Gedicht ist. Sehr gut geeignet ist es, wenn man in der Weiterarbeit daraus eine Sprechmotette oder einen Rap erarbeiten möchte.

Spannend kann dann auch noch der Vergleich zwischen Original und Schwärzung sein, wenn dann noch mit Farben die Stimmungen in den einzelnen Strophen verglichen werden. Der Phantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

Beispiele:         die meisten Psalmen

z.B. Ausschnitte aus Jesus Christ Superstar 

Gedichte

Liedtexte (vor allem bei vielen Strophen)

 

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